Tequila - Kurz aber intensiv

Tequila kam erst als alte Dame zu Micha. Ihr Halter verunglückte bei einem Autounfall, und da seine Eltern sich nicht um das Tier kümmern wollten, zog Tequila als Einzelratte bei mir ein.

Eine Integration mit dem bestehenden Rudel kam nicht in Frage, denn zum einen war Tequila schon sehr alt, obwohl ich nicht genau weiß, wann sie geboren wurde. Zum anderen hatte sie ihr Leben lang allein gelebt und reagierte auf den Geruch der anderen aggressiv und verstört. Da die Ratten des große Rudels auch schon sehr alt waren, entschied ich mich dafür, allen Beteiligten den Stress zu ersparen.

So zog Tequila ins Schlafzimmer, in einen geliehenen Käfig und erhielt auch dort Auslauf. Ich wollten vermeiden, dass beide Parteien durch den fremden Geruch im Auslauf-Revier aus dem Gleichgewicht gebracht wurden.

Um den kleineren Käfig und die Einsamkeit auszugleichen, bekam Tequila besonders viel Auslauf und Zuwendung. Sie dankte es mir, indem sie die Zähne aus den zahlreichen Kabeln ließ (das Schlafzimmer war eigentlich als rattenfreie Zone gedacht, und beherbergte außerdem den Computer). Durch die viele Zeit, die ich ihr widmete, lernte ich sie ganz besonders schnell lieben und schloß sie fest in mein Herz, Tequila war einfach hinreißend.

Während ich am Computer arbeitet, watschelte sie durch 's Zimmer, sprang überall hinauf und fiel nur zu oft auch wieder runter. Man musste eigentlich ständig mit einem Auge bei ihr bleiben, weil sie einfach ungeschickt war, und so nannten ich sie bald liebevoll "mein kleines Alkoholproblem".

Doch mit der Zeit fiel mir auf, dass ihre Tapsigkeit langsam zunahm, was mir sehr seltsam vorkam. Ich beobachtete sie verstärkt und musste bald entdecken, dass sie anfing den Kopf ein kleines bisschen schief zu halten.
Die Tierärztin stellte eine Schwellung hinter dem Trommelfell fest, ein Tumor oder ein Entzündungsherd. Aufgrund der durchschimmernden hellen Farbe, tippte sie auf eine Mittelohrentzündung, die ja auch häufig Auslöser für den so genannten Schiefkopf ist. Es wurde also Antibiotika verschrieben, und ich behielt meine Kleine während der Behandlung genau im Auge. Leider besserte sich ihr Zustand kein bisschen, im Gegenteil, sie wurde immer tollpatschiger und hielt den Kopf immer schräger.

Da nichts half, entschieden wir uns - als letzter Rettungsanker - das Trommelfell zu punktieren. Wir hatten die Hoffnung, dass man dadurch Eiter entfernen und den Druck verringern könnte. Und falls es doch ein Tumor wäre, hätten wir Gewissheit und würden sie gleich in der Narkose einschläfern.
Leider stellte sich die Schwellung tatsächlich als Tumor heraus, und für meine Süße gab es keine Rettung. Nach nur einem Monat, musste ich meine Tequila schon wieder gehen lassen.

Doch ich bin dankbar, sie gekannt und geliebt zu haben. Danke an Lil, durch die Tequila überhaupt erst zu mir gekommen ist. Danke auch dafür dass Du den letzten Weg mit ihr gingst, weil ich an diesem Tag leider nicht frei nehmen konnten.


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