Tesso - Liebe auf den ersten Blick

Eigentlich waren wir am 7. Oktober aus einem ganz anderen Grund unterwegs, doch unser Weg führte am Münchner Tierheim vorbei, und so schauten wir halt mal rein. "Aber wir nehmen keine Ratten mit!" sagte Mike vor der Tür mit Nachdruck, und Micha stimmte zu: "Natürlich nicht!"

Im Nagerhaus angekommen sahen wir, dass die Tür zum "Quarantäneraum" offen stand. Da man diesem Raum normal nicht ohne Personal betreten darf gingen wir natürlich schnell hinein, bevor noch jemand die Tür zumachen konnte. Denn das ist der Raum, in dem bissige, kranke und trächtige Ratten untergebracht werden.

Er sass allein in dem Käfig direkt gegenüber der Tür und als wir eintraten, kam er uns schon neugierig entgegen und schnupperte. Was für ein hübsches Tier, und so zutraulich. Vorsichtig testeten wir, wie er auf Finger am Käfiggitter reagierte - neugierig, aber in keiner Weise bissig. Wir waren begeistert von dem hübschen Kerl, denn für ein Weibchen war er zu gross. Er schien kastriert zu sein, also beschlossen wir spontan, ihn mitzunehmen.

Der Pfleger kam voller Begeisterung, warf einen Blick in die Akte, und konnte uns auch dann nicht sagen, ob das Tier kastriert war. Wir nahmen ihn also raus und sahen einfach nach. Und unsere Enttäuschung war groß, dieser Ratz sollte nicht unserer werden, er war ein "echter Mann"! Wir konnten uns erst nach einer ganzen Weile losreissen, und hätten ihn am liebsten trotzdem mitgenommen. Doch selbst kastrieren lassen wollten wir ihn nicht, das muss ja nicht unnötig sein. Zuerst wollten wir versuchen, ihn Freunden "aufzuschwatzen".

Und so waren wir schon am nächsten Tag wieder dort, diesmal mit Verstärkung. Doch unsere Freunde entschieden sich für zwei junge Rattenmädchen, unser Bärchen sollte weiter im Heim bleiben.

Michas Unterhaltung mit einer Fremden gab den Ausschlag. Diese Frau überlegte ebenfalls, das Rättchen mitzunehmen, und aus ihren Bemerkungen konnte Micha schliessen, dass sie ihn alleine halten würde, und dass ihm auch bei ihr die Kastration nicht erspart bleiben würde.

Also zog unsere achte Ratte am 8. Oktober bei uns ein, und so sollte auch der Name etwas mit 8 zu tun haben. Oktopus? Otto? Oktavian? Nein! Nichts davon gefiel uns. Wir suchten nach der acht in anderen Sprachen, und so fanden wir auch bald die Lösung: Tessa heisst auf Arabisch 8. Da er ein Mann ist also Tesso. Und schon hatte er noch am selben Abend seinen Namen bekommen.

Schon zwei Tage nach seinem Einzug musste er die Operation über sich ergehen lassen, die er hervorragend überstand. Er ist ein echter Schmuser, putzt unsere Augenbrauen, Nasen, Finger, Pullis und überhaupt alles was ihm zwischen die Zähne kommt. Gerade zärtlich ist er dabei nicht, aber das muss eine echte Ratte schon aushalten!

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